Monthly Archives: Mai 2017

Wir schwimmen wieder!

Endlich: seit gestern 13:50 Uhr sind wir wieder im Wasser. Gleich früh hat Sibylle den Sicherungsring für den Propeller am Postamt im Mandraki Hafen abgeholt. Burkhard verhandelt erfolgreich mit Elias, dass wir noch auf den (eigentlich ausgebuchten) Terminplan zum Kranen am Freitag kommen. Ansonsten hätten wir noch ein weiteres Wochenende auf dem Land verbringen müssen.

Zum Einsetzen des Sicherungsrings muss erst ein Spezialwerkzeug gekauft werden, hier auf Rhodos Gott sei Dank kein Problem. Dann sind wir fertig, Petros streicht noch Antifouling auf die Unterseite vom Kiel, während wir am Kran baumeln. Dann geht es los.

 

Erst nachdem die Gurte gelöst sind, dürfen wir den Motor starten. Dann der Test im Krankanal: wir halten die Luft an und geben einen Schub nach vorn und hinten. Das Boot reagiert sofort – und auch in die korrekte Richtung 😊! Hut ab, Skipper Burkhard!

Sehr erleichtert fahren wir rüber zur Marina, wo uns Spiros am Ponton in Empfang nimmt. Die Marina hat sich inzwischen gefüllt mit Charterbooten – rechts und links neben uns wird Deutsch gesprochen, das ist ganz ungewohnt, nachdem wir den Winter hier ja fast allein verbracht haben.

Ihr seht unser Boot am äußersten rechten Bildrand, wenn Ihr die Livecam der Marina aufruft http://ipcamlive.com/rhodesmarina. Bis Anfang kommender Woche sind wir noch hier, dann starten wir Richtung Kykladen.

Wir sind nervös und gespannt, ob der Propeller wieder funktionieren wird und das Schiff auch tatsächlich in die richtige Richtung fährt. Burkhard ist zuversichtlich – schließlich hat er viele Stunden mit der Justierung des Propellers und der anschließenden Repositionierung der auf Symi umgehängten Baudenzüge verbracht. Dennoch – ein Restrisiko bleibt, und Elias weiß von einem Italiener zu berichten, den sie im letzten Jahr drei Mal wieder an den Kran gurten und aus dem Wasser heben mussten, weil das Boot nur noch rückwärts fuhr ….

Fortschritte

Kaum zu glauben – seit mehr als 3 Wochen kraxeln wir nun in Nereus Boatsyard täglich mehrfach die Leiter runter und wieder rauf – das hatten wir uns anders vorgestellt. Aber immerhin, wir machen Fortschritte und sind zuversichtlich, dass wir Morgen, spätestens aber dann Anfang nächster Woche endlich wieder ins Wasser dürfen.

Die Arbeiten am Unterwasserschiff sind fast abgeschlossen – Petros hat hier ganze Arbeit geleistet. Nach tagelangem Abschleifen und Abkratzen wurden zunächst 2 Schichten Primer und dann Antifouling aufgetragen, eine letzte Schicht Antifouling steht noch aus. Trotz Schutzanzug und -Maske hat Petros eine ganze Menge von dem ungesunden blauen Staub abbekommen, der auch an Bord durch sämtliche Ritzen gekrochen kam. Durch den Spülauslass kamen blauen Wolken und die Spülbecken waren blitzeblau – wir hätten die Auslässe oben mit dem Stöpsel verschließen sollen, leider haben wir das zu spät gemerkt. Da war dann in Salon und Pantry eine Runde Abstauben angesagt …

In der Zwischenzeit hatten wir ausreichend Gelegenheit, uns mit neuen Baustellen auf unserem schmucken Boot zu befassen …. Beim Kraxeln am Heck bemerken wir, dass der hydraulische Achterstag-Spanner Öl verliert. Zur Analyse des Problems muss das Teil demontiert werden – welche Freude ☹. 

Wie vermutet ist die Dichtung defekt, wegen des Inch-Maßes ist Ersatz nicht vorrätig und muss in Athen bestellt werden. Das dauert wie immer. Nach einer fast durchwachten Nacht mit beständig vibrierendem Leinen und der Aussicht auf Starkwind am nächsten Tag bitten wir Nikos, uns einen provisorischen Ersatz für den Spanner herzustellen. 

Wir sichern unseren Mast nach hinten mit der Dirk und einem weiteren Fall, das bis zum Masttopp reicht. Das Achterstag binden wir mit einem Tampen fest. Burkhard schleppt den schweren Spanner zu Nikos, unserem Niro-Spezialisten.

 Das führt zu großer Belustigung in der Werkstatt wie auch hier auf dem Platz – alle sind der Meinung, dass die beiden Leinen durchaus ausreichend sind. Wir schlafen aber nun deutlich besser. Gestern konnten wir den Spanner wieder montieren, soweit scheint alles in Ordnung.

Wir lassen die Ankerkette ab, um neue Farbmarkierungen aufzubringen. Das letzte Viertel der Kette geht kaum durch die Ankerwinde, immer wieder hakt das Teil und die Winde fährt sich fest. Das war uns beim Einwintern früher schon mal aufgefallen, aber erst jetzt registrieren wir, dass die letzten zwanzig Meter der Kette mit einem Notkettenglied angestückelt wurden und dieses letzte Stück im Übrigen geringfügig dicker ist als der Rest.

Links DIN 766, rechts ISO

Nach Messungen und Recherchen im Netz verstehen wir, dass es bei einer 10 mm Kette eine DIN- und eine ISO-Ausführung gibt. Unsere Ankerwinde ist aber für die DIN 766 ausgelegt, also werden wir uns von dem hinteren Stück Kette trennen müssen.  

Burkhard steigt in den Ankerkasten und löst den Schäkel mit der Trosse, die die Kette vor dem Ausrauschen bewahrt.

Der verbliebene Teil mit knapp 60 Metern Kette erscheint uns jedoch nicht ausreichend und das Anstückeln behagt überhaupt nicht – also muss zusätzlich zu dem bereits bestellten neuen Anker auch noch eine neue Kette her – wieder eine ungeplante Ausgabe.

Aktuell warten wir nur noch auf den Sicherungsring für den Propeller, der seit 11. Mai aus Deutschland auf dem Weg zu uns ist. Dann steht unserem Einwässern hoffentlich nichts mehr im Wege. Im Zusammenhang mit dem längeren Streik in der vergangenen Woche dauert die Zustellung leider deutlich länger als erwartet ….

Very scary!

Das hat jetzt gerade noch gefehlt. Sibylle sitzt unter Deck an der Nähmaschine, Burkhard versucht vorn am Bug den Anker zu lösen, denn wir wollen die Farbmarkierungen an der Kette erneuern, bevor wir Anfang kommender Woche wieder ins Wasser gehen.

Vor einer guten Stunde fängt das Boot plötzlich an zu schwanken, endlose Sekunden lang. Das war doch keine Einbildung! Wasser schwappt im Glas, die Obstnetze, die im Salon von der Decke hängen, schaukeln hin und her. Knie werden weich, Übelkeit macht sich breit. Verwirrt kraxeln wir die Leiter hinunter und sind froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Elias vom Nereus Bootsyard bestätigt: ein Erdbeben, gerade kam der Anruf aus Athen. Wir sollten uns aber keine Sorgen machen, das sei hier an der Tagesordnung und bisher sei noch kein Boot umgefallen. Außerdem war es angeblich nur ein sehr schwaches Beben (4,9 Richter).

Also uns hat das definitiv gereicht. Hier oben in der Höhe, das Boot auf Stelzen, empfindet man das Beben vermutlich stärker als unten am Boden. Hoffentlich schwimmen wir ab Montag wieder  – da fühlt man sich doch weitaus sicherer.

 

Eine andere Perspektive

Nach drei angenehmen Tagen mit Tom Logisch, der nicht nur unsere neue Hydrovane Windsteueranlage und den Schenker Wassermacher kompetent installiert, sondern auch jede Menge weiterer Tipps und Anregungen für uns hat, müssen wir uns wohl oder übel wieder unserem Problem widmen.

Eine erneute Tauchaktion in der Marina mit Videoaufnahmen vom Propeller und ein ausführliches Studium des Handbuchs scheint endgültig zu bestätigen, dass die Ursache für die „Antriebslosigkeit“ unseres Bootes beim Propeller liegt. Irgendetwas muss sich verstellt haben. Für die Reparatur müssen wir an Land.

Am 03. Mai gehen wir früh als erstes zur Nereus Werft, um den Krantermin zu besprechen. Plötzlich geht alles ganz schnell. Innerhalb von zwei Stunden sollen wir vor der Einfahrt zum Kranen sein. Wieder begleitet uns Roger von der ‚Burnout‘ bei Ablegen und kurzer Überfahrt.

Als wir im Fährhafen warten, kommt wie vereinbart ein kleines Fischerboot, das uns bei der Einfahrt in den Kran-Kanal helfen soll. Wir verbinden uns mit einem Seil und warten. Endlich sind wir an der Reihe. Wir müssen rückwärts in den Kanal einfahren. 

Mit weitem Anlauf scheint der erste Versuch fast zu gelingen, doch langsame Fahrt nach hinten ist nicht möglich und der Wind treibt uns ab. Gott sei Dank zieht uns das kleine Boot vom Ufer weg. Weitere Versuche scheitern. Das Hilfsboot lässt uns schließlich im Wind hängen und wir treiben langsam auf die Einfahrt zu. Endlich können wir die Heckleinen schmeißen und das Kran Team zieht uns vorsichtig in den Kanal.

Als wir von Bord gehen, haben wir weiche Knie, ohne die Unterstützung durch das kleine Boot hätten wir es nicht geschafft. In der nahen Taverna Mouragio beruhigen wir uns mit jede Menge Ouzo und Retsina. Ab jetzt sind wir an Land.

Der nächste Tag bringt uns neue Perspektiven. Wir blicken aus luftigen 4 Metern Höhe auf Rhodos Altstadt, den Fährhafen und die Kreuzfahrtschiffe.

Nach Säuberung des ziemlich bewachsenen Propellers bestätigt sich der Verdacht: der Anstellwinkel ist komplett verstellt, vermutlich verursacht durch einen Tampen oder Drahtseil, das beim Ablegen in Symi in die Schraube geraten sein muss. Der Sicherungsring, der ein solches Verstellen des Propellers verhindern soll, war nicht eingebaut …. Den Propeller bekommen wir mit telefonischer Hilfe vom Fachmann in Köln hoffentlich bald wieder in den Griff. 

Aber da man an Bord eines Schiffes nur selten mit einer Herausforderung allein zu kämpfen hat, tut sich nun am Unterwasserschiff gleich die nächste Baustelle auf. Die letzte Antifouling Schicht ist zwar noch in Ordnung, aber in der Türkei hat man in unserer Abwesenheit das neue Antifouling wohl jedes Jahr einfach nur darüber gestrichen, ohne vorherige, inzwischen abgestorbene Schichten mal abzuschleifen. Also muss der ganze Dreck jetzt runter, das dauert mit neuem Anstrich mindestens zwei Wochen …. Wir werden wohl oder übel in der Nereus-Werft noch eine Weile ausharren müssen und unsere Reisepläne entsprechend anpassen.

Immerhin können wir in diesen Tagen unsere erste an Bord selbstgezogene Gurke ernten – ein echtes Highlight!

Unterwasserschiff - erste Fortschritte

Symi

Es erreichen uns die ersten ernsthaften Beschwerden, dass wir seit Ende März nichts mehr veröffentlicht haben. Auch wenn es dem ein oder anderen schwer fällt zu glauben – wir hatten Stress, und zwar richtig. Und in der ganzen Aufregung gab es bislang wenig Muße für ein Update der Website. 

Der Ostertörn mit Sibylles Schwester Juliane und Nichte Emily endet ungeplant im Stadthafen von Symi, als nach dem Anker aufholen das Boot trotz Vollgas kaum mehr Vortrieb hat. Steuern ist fast nicht möglich, außerdem scheint es, als würden wir im Rückwärtsgang vorwärtsfahren. Es gelingt uns schließlich mit Hilfe der Marineros, längsseits an der östlichen Seite des Hafenbeckens wieder festzumachen.

Sibylle taucht im Hafenbecken, aber an der Schraube scheint alles ok, die Drehflügel lassen sich normal bewegen. Der Marinero tippt auf defekten Schaltzug, wir bestellen den Mechaniker. Als dieser nach zwei Stunden endlich kommt, ist schnell klar, dass es am Bauden Zug nicht gelegen hat, allerdings, wie sich später herausstellt, war tatsächlich vorwärts und rückwärts vertauscht. Der Mechaniker arbeitet sich den ganzen Nachmittag bis in den Abend durch sämtliche möglichen Fehlerquellen durch, teils mit Hilfe seiner zwei Brüder – ohne Erfolg. Der Dieseltank ist ok, die Dieselzufuhr auch. Seltsamerweise dreht der Motor ohne Kupplung ganz normal hoch bis 2500 Umdrehungen und weiter, jedoch im eingekuppelten Zustand geht die RPM nicht über 1100 Umdrehungen hinaus. Wir telefonieren mit Dieter, der sofort eine umfangreiche Recherche startet.

 

An Bord herrscht das Chaos ….

 

….. doch die gute Laune bleibt!

Am nächsten Tag scheint alles auf ein defektes Getriebe hinzudeuten. Juliane nimmt sich mit Emily einen Mietwagen und fährt nach Panormitis. Wir machen auf Dieters Geheiß Video- und Tonaufnahmen vom Motor, den Instrumenten und den Abgasen. Aber das Getriebeöl riecht nicht verbrannt, auch wird das Getriebe nicht heiß. Unser Mechaniker tippt nun auf einen Defekt an der Schraube und empfiehlt einen Taucher, der noch am Nachmittag runtergeht. Dieser erklärt, der Propeller scheint normal, aber ein Rope Cutter sei aus der Position. Nach Telefonat mit der Hallberg Rassy Vertretung in Deutschland kann dies nicht die Ursache des Problems sein, vielmehr wäre möglicherweise der Anstellwinkel des Propellers verstellt. Inzwischen beteiligen sich auch unsere Seglerfreunde Horst auf Kasos und Thomas in Deutschland an der fieberhaften Ursachenforschung. Der Taucher empfiehlt inzwischen noch einen anderen Taucher, der mehr Erfahrung hat. Wir vereinbaren einen Termin für den nächsten Vormittag.

Am vierten Tag des unfreiwilligen Aufenthalts in Symi, nehmen Juli und Emily die Blue Star Fähre früh um 07:00 Uhr, um noch einen netten letzten Tag in Rhodos Stadt zu verbringen. Roger trifft mit dem Dodekanes Express um 09:20 Uhr ein. Gegen 11:00 Uhr wagen wir den Ableger zu dritt. Gott sei Dank kommt der Anker ohne Probleme frei. Als wir hinausfahren, nimmt die Maschine beständig Fahrt auf und unser Boot macht nach einer Weile fast 6 Knoten bei 1100 Umdrehungen – das kann normalerweise gar nicht sein. Wir ziehen die Genua hoch und segeln mit einem frischen Wind im Schnitt gut 4,5 Knoten Richtung Rhodos. Wir fahren in die Marina unter Maschine und legen zunächst an der langen Mauer an mit Hilfe der Marineros. Nach Begutachtung der Windsituation und angesichts der Vorhersage für den nächsten Tag, entschließt sich Burkhard, doch in die Box zu fahren, was ihm super gelingt. Μπραβο!

Der zweite Taucher bestätigt, dass die Schraube ganz normal dreht und auch die Flügel sich gemäß Vorwärts-/Rückwärtsfahrt entsprechend auffalten. Wir sind ratlos. Das Wetter verschlechtert sich, es steht uns starker Wind mit Schwell bevor, man rät uns mit Hilfe eines Fischerbootes auf die andere Hafenseite zu gehen und zu ankern. Mitten im Manöver eine Planänderung, der Anker wird an Backbord ausgebracht, um uns so vom Ufer weg zu halten. Mit mäßigem Erfolg, bereits am Mittag ist der Anker wieder draußen und das Manöver startet erneut.  Der Wind wird immer stärker und wir kaufen einen zweiten Kugelfender, um uns von der Mole abzuhalten. 

 Burkhard involviert Roger von der ‚Burnout‘ in Rhodos, um Möglichkeiten für die Rückführung zu checken. Wenn wir mit dem Boot aus dem Wasser müssen (Getriebe oder Schraube) kann das nur auf Rhodos geschehen, Symi hat hierfür keine Facilities. Außerdem müssen Juli und Emily am Samstag abreisen und montags fliegt Tom Logisch ein für die Installation von Windsteuerung und Wassermacher … es ist zum Verzweifeln. Wir checken Fährverbindungen. Das Abschleppen nach Rhodos ist möglich, soll aber 2.000 Euro kosten. Das ist uns zu viel. So nehmen wir das Angebot von Roger an, uns auf dem Rückweg nach Rhodos unter Segel zu unterstützen.