Zu deutsch: Quarantäne.
Am Nachmittag des 07. September erreichen wir nach 201 Seemeilen und 31,5 Stunden Fahrt den Hafen von Carloforte im Südwesten von Sardinien. Vier Stunden müssen wir zu Beginn auf den nordöstlichen Wind warten, dann rauschen wir wie auf Schienen bei zumeist halbem Wind, der allerdings sowohl in der Stärke als in der Richtung stark böig variiert, hinzu kommt eine unangenehme Welle, die selten weniger als drei bis vier Meter misst.
Gemäß Vorhersage wird der Wind schließlich ein paar Stunden vor Ankunft immer kräftiger, je weiter wir uns der Küste nähern. Vorsichtshalber reffen wir wieder, und bei richtig viel Wind biegen wir schließlich oberhalb der Isola Piana ein in den seichten und von Untiefen gespickten Canale di San Pietro (hier klicken für Routendarstellung auf Navionics).
Kurz darauf bergen wir bei knapp 35 kn Wind die Segel und kämpfen uns durch die kurzen Wellen. Bis zur definierten Ansteuerung von Carloforte haben wir den Wind von achtern, dann von Steuerbord, das ist richtig heftig, die Kurslinie ist kaum zu halten. Und das mit einer Fähre im Rücken, die uns bei der Einfahrt in den Hafen mehrfach durch Hupen versucht zu verdrängen und uns auf Italienisch wüst von der Brücke beschimpft.
Im Hafenbecken ist es schließlich etwas ruhiger, so dass wir Leinen und Fender parat machen können. Der Marinero der Sifredi Marina muss mit dem Dinghi auf uns warten, Bis Burkhard auch noch den Wassergenerator eingeholt hat, der diesmal zusammen mit dem Superwind die gesamte Fahrt über für fast volle Akkus gesorgt hat.
In diesem Moment bemerkt Sibylle, dass unser Motor mal wieder kein Wasser mehr spuckt und komische Geräusche von sich gibt. Oh nein! Es hilft jedoch nichts, wir müssen nun erstmal noch zu unserem Anlegeplatz. Sehr nervös folgen wir dem Marinero. Bei dem immer noch vorherrschenden Wind ist das Anlegemanöver ohnehin kein Spaß, und jetzt auch noch der Motor überhitzungsgefährdet. Doch die Maschine hält durch, bis wir an den Moorings fest sind und eben den letzten Schub rückwärts zum Anziehen der Festmacher beendet haben – da schrillt das Temperatur-Alarmsignal. Nochmal Glück gehabt.
Am Steg wartet und winkt schon die Crew von der ARTE, doch aus einem gemeinsamen Willkommenstrunk wird vorläufig nichts, denn wir sind – aus Spanien einreisend – ab jetzt in Quarantäne, bis wir ein negatives COVID-19 Testergebnis vorlegen können. Das Schiff dürfen wir bis dahin nicht verlassen. Und das kann dauern, wie man uns gleich zur Begrüßung mitteilt …
Wir trinken erstmal ein paar große Schlucke nach der Aufregung. Die Dame im Marina-Büro – `Giusi` – ist furchtbar nett, sie hat bereits die zuständigen Stellen wegen unseres Tests kontaktiert, aber noch keine Antwort erhalten. Das von uns bereits vorab ausgefüllte Formular Dichiarazione Marittima di Sanitá per il Diporto müssen wir nochmal schicken, da es nicht älter als 12 Stunden sein darf. Die Untersuchung des Motors verschieben wir auf den nächsten Tag, die Maschine ist ohnehin zu heiß. Von Guisi bekommen wir Adressen für einen Supermarkt mit Lieferservice und einen Pizzadienst. Also bestellen wir erstmal Pizza und gehen früh in die Koje.
Seither warten wir darauf, getestet zu werden. Laut Vorschrift sollte der Test eigentlich innerhalb 48 Stunden erfolgen. Die zuständigen Stellen reagieren jedoch auf keine unserer Emailanfragen, von den vier zur Verfügung stehenden Telefonnummern funktioniert überhaupt nur eine, doch der Anschluss ist entweder besetzt oder es hebt niemand ab. Auch Giusi im Marina-Büro verzweifelt so langsam, und hat bereits die Marina-Eigner zur Verstärkung eingeschaltet.
Wir demontieren inzwischen unsere Seewasserpumpe – und siehe da: nicht ganz unerwartet, das altbekannte Problem! Nach nur knapp 500 Motorstunden hat sich der Mitnehmer nun wieder völlig aufgezehrt und mal wieder die Nut in der Antriebswelle so beschädigt, dass auch diese getauscht werden muss. Diese Ersatzteile haben wir Gott sei Dank seit Gran Canaria an Bord. Die alten Teile werden gesäubert und auseinandergebaut, zum Rückbau haben wir jedoch noch ein paar Fragen, die Chris aus Almerimar uns aber detailliert beantworten kann, denn er hat auf seinem Schiff den gleichen Motor. Außerdem benötigen wir spezielles Fett und ein Adapter-Tool für den Wiedereinbau, da muss jemand her, der das Werkzeug für uns drechseln kann.
Schon eine Herausforderung, wenn man nicht von Bord darf, aber Gerhard von der ARTE bietet seine Unterstützung bei der Beschaffung an, während seine Frau Patricia uns mit frischen Lebensmitteln aus dem Supermarkt versorgt. Die beiden haben vorsichtshalber bei Ankunft verschwiegen, dass auch sie aus dem Risikogebiet Spanien einreisen, es hat sie allerdings auch nie jemand danach gefragt.
Heute ist Freitag, 11. September 2020. Die Woche ist gelaufen, ein Test wird vor Montag nicht stattfinden. Wir finden es mittlerweile ziemlich unhöflich, dass man unsere Anfragen schlichtweg ignoriert.
Das Adapter-Werkzeug haben wir heute Morgen erfolgreich mit Vermittlung der Marina bei einem Metallbauer in Auftrag geben können. Sobald wir die die Motorkühlung Anfang kommender Woche wieder eingebaut haben, werden wir ablegen und uns in die nächste schöne Bucht verholen. Bis dahin sollte auch die derzeitige Gewitterlage sich beruhigt haben.
Dass wir weiterhin die strikte Quarantäne einhalten, dafür stehen wir im Moment nicht unbedingt ein …. Doch selbstverständlich werden wir allmorgendlich unsere Temperatur messen, wie vorgeschrieben 😉
….ist ja prima, dass ihr alles selbst reparieren könnt…ich trinke einen Schluck auf euch…LG, Horst