Impressionen aus Kampanien und Latium – Capri & Procida

Jens Anreise über Flughafen Neapel und dann mit dem Zug nach Salerno verläuft problemlos – wenn man von der Tatsache absieht, dass er am Bahnhof in Salerno tatsächlich mehr als 40 Minuten auf uns warten muss, weil wir mit dem Mietwagen im Stau gesteckt haben.

Nach einem Ankerstopp in Amalfi geht es dann am übernächsten Tag Richtung Capri. Die Ankerbucht unserer Wahl – Faraglione di Matermania – liegt im Südosten der Insel und hat türkisblaues Wasser vor wunderschöner Felskulisse.

Es ist Wochenende und es wimmelt von Ausflugsbooten, fast im Sekundentakt fahren welche ab oder kommen neu rein. Das Ankermanöver wird so zum Problem, da an unserem gedachten Platz bereits wieder neue Motorboote den Anker geschmissen haben, bevor wir uns am Ankerplatz im Wind eingependelt haben. Anfangs slippt der Anker auf Seegrasflecken, dann gräbt er sich wunderbar im Sand ein, wie Sibylle mit Schnorchel feststellen kann.

Die italienischen Freizeitkapitäne wie auch die Skipper der professionellen Ausflugsboote geben alles, um ihre eigene Crew sowie die der Konkurrenz maximal zu beeindrucken: unter laut heulendem Motor und größtmöglicher Bugwelle braust man in die Bucht hinein und wieder heraus – wehe dem Schwimmer oder Schnorchler, der da im Wege ist. Die Überlebenschance ist eher gering, da natürlich während der rasanten Fahrt gleichzeitig noch mit den hübschen Kundinnen geflirtet oder mit der Freundin am Handy gechattet wird. Die ständigen Bewegungen verursachen konstant richtig heftigen Schwell in der Bucht, so dass wir mächtig in den Wellen tanzen. Dennoch wollen wir bleiben, denn Wasser und Felsen sind grandios.

Erst spät abends, als auch weiter draußen der schier unendliche Zug von Motorbooten langsam abebbt, wird das Wasser ruhiger in unserer Bucht. Noch ein Segler und ein Motorboot bleiben hier außer uns, später kommt noch ein großes Segelschiff, die Blackwood of London.

Wir sind froh, dass wir uns in Kalabrien den italienischen Revierführer `777 Porti e Ancoraggi` für das Tyrrhenische Meer zugelegt haben, der deutlich mehr Ankerplätze ausweist und beschreibt, als das Hafenhandbuch von Rod Heikel, der sich fast ausschließlich auf Häfen und Marinas beschränkt. Sonst hätten wir weder Amalfi oder auch diese Bucht auf Capri vermutlich nicht zur Übernachtung angesteuert – und dabei ist unser Monats-Budget für Liegegebühren inzwischen himmelhoch überschritten. Waren wir bereits entsetzt über die Hafenpreise in Kalabrien, so finden wir in Kampanien und Latium kaum einen Platz unter 100 Euro pro Nacht, meistenteils liegen die Kosten sogar deutlich darüber. Erst bei Liegezeiten ab einer Woche reduzieren sich die Tagespreise zum Teil beträchtlich, doch so lange wollen wir ja selten bleiben.

So beschließen wir zähneknirschend, uns zunächst mal für eine Nacht in der Marina Procida einzubuchen, und uns dort über die weiteren Schritte zu informieren.

An dem ursprünglich geplanten Ankerplatz in Cala Corricella schauen wir kurz vorbei. Hier liegen die Boote dicht an dicht vor der Kulisse der malerisch bunten Stadt. Es sind mehrere hundert Boote, die zum Teil im Päckchen ankern, und der wenige verbleibende Platz ist von Badenden oder Luftmatratzen belegt – unglaublich. Hier hätte man auch mit Genehmigung kaum noch einen Platz gefunden, jedenfalls nicht vor Sonnenuntergang.

Wir fahren ums Eck in die Procida Marina. Auch hier eine ansprechende Kulisse, wenn auch an der Fährhafenseite die Fassaden stärker verblichen und heruntergekommen sind.

Und so suchen wir auch anderntags auf der Nachbarinsel Procida gern wieder einen kostenlosen Ankerplatz. Unterwegs stellen wir jedoch fest, dass die gesamte Insel im Marineschutzgebiet „Regno di Nettuno“ liegt und man zum Ankern eine Genehmigung einholen muss, die in der Hochsaison wiederum fast exklusiv den sogenannten „Residenti“ vorbehalten ist.

Sibylle tätigt verschiedene Anrufe, bei der Behörde in Napoli, die verweist auf die Capitaneria in Procida, der dortige Direktor ist jedoch nicht mehr zuständig und verweist auf die Capitaneria in Ischia. Dort sagt man uns, man müsse für die Erlaubnis persönlich vorstellig werden, aber natürlich hat sonntags die Behörde geschlossen.

 

Nach Konsultation des Marina-Büros entpuppt sich die Geschichte mit dem Marinereservat schnell als üble Geldschneiderei. Sobald man einen Vertrag mit dem nächstgelegenen Hafen hat – sprich hundert Euro und mehr bezahlt – darf man auch in einer Bucht vor Anker gehen – für 1 Nacht bzw. die Dauer des bezahlten Marinaaufenthalts. Na toll. Wie wir genau weitermachen, wissen wir nun nicht. Unsere französischen Nachbarn sind da eher unbedarft, sie haben bisher überall geankert, sind nur wegen des WM-Endspiels in die Marina gekommen. Vive la France. Nach ihrer Meinung benötigt man nur im August eine spezielle Genehmigung. Die offizielle Website der Area Marina Protetta sagt allerdings klar was anderes. Sind wir mal wieder zu Deutsch?!

In jedem Fall haben wir uns natürlich das WM Endspiel angesehen – auf dem Boot im Salon. Die italienische Berichterstattung ist allerdings mehr als gewöhnungsbedürftig – an beiden Endspielgegnern bleibt kaum ein gutes Haar – mit entsprechender musikalischer Untermalung werden einzelne Spielszenen zur Posse degradiert. Wie anders hätte das ausgesehen, wenn Italien im Finale gestanden hätte – aber die heimische Mannschaft hat ja nicht einmal die Qualifikation geschafft. Sehr schade,dass man das offenbar noch immer nicht verarbeitet hat.

Wir machen uns auf den Weg in den sehr belebten Hafen und suchen uns ein kleines einfaches Restaurant mit sehr leckerer Pizza und Pasta. 

Vielleicht gibt es ja in den nächsten 2-3 Tagen guten Wind, um nach Sardinien rüberzufahren – allerdings warten dort die nächsten Marinereservate auf uns ….

One thought on “Impressionen aus Kampanien und Latium – Capri & Procida

  1. Annemarie Weber-Holthuis

    Herrlich, Eure interessanten Reiseberichte, vielen Dank dafür und weiterhin für Euch eine herrliche Zeit!

    Liebe Grüße,
    Anne

    Reply

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