Knapp 27 Stunden unter Segeln, zuzüglich 8 Stunden unter Motor – lange 35 Stunden dauert die Fahrt von Ponza bis in die Cala Pira auf Sardinien, insgesamt legen wir in dieser Zeit 198,3 Seemeilen zurück. Es ist das erste Mal, dass wir in kompletter Dunkelheit an einem unbekannten Ort den Anker werfen – so bleibt es bis zum Schluss spannend.
Der Wind setzt planmäßig gut zwei Stunden nach dem Ablegen ein und bläst die meiste Zeit mit gut 5 Beaufort, bevor er uns am Nachmittag des zweiten Tages leider komplett verlässt. Bis dahin fahren wir einen anstrengenden Am-Wind-Kurs, die Wellenhöhe stimmt leider so gar nicht mit der Vorhersage überein und über die gesamte Strecke begleitet uns eine ansehnliche Welle aus nordwestlicher Richtung, die in Abständen heftig gegen die Bordwand schlägt und uns gut durchrüttelt. In den ersten Stunden kommt die Welle sogar mehrfach über bis ins Cockpit, gleich zu Beginn ist Sibylle einmal komplett durchnässt und muss sich völlig umziehen.
Die Krängung ist beträchtlich, und das Kochen bei der heftigen Welle eine echte Herausforderung, aber mit einigem akrobatischen Geschick und viel Vorsicht, um nicht trotz kardanischer Herdaufhängung eine Ladung kochendes Nudelwasser abzubekommen, schafft es Sibylle schließlich, für jeden eine Schüssel Spaghetti ins Cockpit zu reichen.
Der fast volle Mond leuchtet uns lange durch die Nacht, in der außer uns auf diesem Kurs kein einziges Schiff unterwegs ist.
Die Hydrovane Windsteuerung (siehe rote Windfahne im Video) macht einen super Job und gibt wirklich alles, was geht, wir sind begeistert – nicht auszudenken, wenn einer von uns die ganze Zeit manuell hätte steuern müssen. Und unser angeknackster elektronischer Autopilot hätte bei diesen Verhältnissen ganz sicher endgültig schlapp gemacht.
Zu guter Letzt haut es dann sogar die Windfahne um – die Steuereinheit und das Ruder geben irgendwann dem ständigen Druck nach und drehen sich um circa 45° Grad aus der Achse. Unter kompetenter Anleitung von Tom Logisch per WhatsApp ist es jedoch anderntags überhaupt kein Problem, die Steuerung wieder in ihre ursprüngliche Position zu justieren.
Ansonsten verläuft die Überfahrt ohne Zwischenfälle 😊 – unser Dank geht an Neptun und später in Cagliari an „La Nostra Signora di Bonaria“, Schutzpatronin der Insel und der Seefahrer.
Die Cala Pira ist auch im Sonnenlicht ein gefälliges Fleckchen, das Wasser türkisblau vor einem langen Sandstrand. Hier tummeln sich jede Menge Urlauber, hauptsächlich vom nahegelegenen Campingplatz, wir haben jedoch ausreichend Abstand zum Strand und empfinden dies kaum als Belästigung. Noch etwas anderes ist hier bemerkenswert: es gibt eine mit Bojen markierte Einfahrt für Motorboote, die zum Strand hin fahren, und (fast) alle sich nähernden Motorboote gehen vom Gas bereits deutlich vor der Einfahrt zur Bucht – sehr überraschend und angenehm. Wir verlängern unseren Aufenthalt um einen weiteren Tag, bevor wir dann nach Cagliari in die Marina einlaufen. Jens muss tags drauf die Rückreise nach Köln antreten und Burkhard zur Zahnärztin in Cagliari, die uns am Wochenanfang erwartet.