Aigina

Am 06. Mai verlegen wir uns 15 Seemeilen weiter nördlich auf die Insel Aigina. Der kleine Fischerhafen Perdikas im Südwesten der Insel ist angeblich immer überfüllt, doch zu unserer Freude gibt es außer Fischern aktuell nur zwei weitere Boote, als wir gegen frühen Nachmittag dort einlaufen. Beim Anlegen verlieren wir einen Fender und so nimmt Sibylle erstmal schnell ein Bad mit voller Bekleidung im Gott sei Dank sehr sauberen Hafen.

Etwas erhöht am Ufer reiht sich eine Fischtaverne an die andere, die alle mit frischem Oktopus locken, die neben dem Grill zum Trocknen hängen.

Wir wollen der Versuchung nicht wiederstehen und machen uns ‚ausgehfertig‘ – in diesem Moment laufen die ersten Boote zweier Flottillen ein, die im Handumdrehen den kleinen Hafen bis auf den letzten Platz besetzen. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt.

Der gegrillte Oktopus ist zart und außen knusprig und wird in hauchdünne Scheiben geschnitten serviert. Sicher der beste, den wir bisher genossen haben.

Früh werden wir am nächsten Morgen aus dem Schlaf gerissen, als unsere Nachbarn und die anderen Flottillen-Boote lautstark ablegen. Kurze Zeit später sind wir die einzigen Gäste. 

Mit dem Bus wollen wir am Mittag in den Hauptort Aigina fahren, und mit dem Mietwagen weiter zum berühmten dorischen Tempel der Aphaia. Sibylle ist voller Erwartung – endlich kann sie die Orte besuchen, die sie bisher nur aus ihren Archäologiebüchern kennt.

Der Mietwagen ist das schlechteste und teuerste Auto, was wir bisher in Griechenland bekommen haben. Der arme Fiat Panda hat 172.000 km gelaufen und sieht außen wie innen entsprechend aus. Für die Rostlaube gibt es natürlich nicht mal eine Kaskoversicherung …

Der Aphaia-Tempel ist beeindruckend, insbesondere die exponierte Lage mit Blick auf Glyfada und Piräus ist atemberaubend, auch wenn der Himmel leider and diesem Tag etwas diesig und verhangen ist.

Anschließend fahren wir runter zum Beach nach Agia Marina: das ist wohl mit Abstand der hässlichste Badeort, den wir bislang gesehen haben (Fotos haben wir vorsichtshalber nicht gemacht). Mindestens die Hälfte der Bauten sind total heruntergekommen, geschlossen und verfallen, und waren auch in ihrer Blütezeit nicht eben ein Blickfang. Leere Ladenhöhlen auf der Hauptstraße, dazwischen ein paar Souvenirgeschäfte, die vermutlich seit mindestens 10 Jahren dieselbe Auslage anbieten. Wir nehmen schnell Reißaus und versuchen es in Vagia und Souvala – doch hier bietet sich ein ähnliches Bild. Auch wenn die Saison vielleicht noch nicht voll gestartet ist – von dem luxuriösen Kurzurlaubsziel der Athener vor den Toren der Hauptstadt ist bis auf einige nette Villen mit großen Gärten wenig zu entdecken.

Inzwischen ist Wind aufgekommen, der so nicht vorhergesagt war. Die Wellen brechen und es zieht ganz ordentlich aus Nordwest. Wir machen uns Sorgen um unser Boot und geben kurz entschlossen den Mietwagen ab. Ein Taxi bringt uns zurück nach Perdikas, der Bus fährt heute nicht mehr. Dort ist alles in Ordnung, Wind gibt es kaum. Erleichtert entspannen wir beim Bier direkt am Wasser im Café Liotrivi, anschließend lassen wir es uns nochmal bei Antonis‘ Taverne schmecken. Wir sitzen erhöht mit Blick auf unser Boot, und Dank der Pergola kann uns auch der kurze Regenschauer am frühen Abend nichts anhaben.

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