Schwer zu sagen weshalb, aber die letzten Tage fühlen sich richtig wie Urlaub an. Vielleicht liegt es daran, dass wir in diesem Revier tatsächlich öfter „echten“ Urlaub gemacht haben, als wir beide noch „richtig“ gearbeitet haben. Vielleicht aber auch einfach nur, weil sich inzwischen endlich die Sommersonne durchgesetzt hat. Es ist schon mächtig warm, aber oft geht ein angenehmes leichtes Lüftchen. Nicht zu vergleichen jedoch mit dem Wind, den wir inzwischen aus der Ägäis kennen, und zum Segeln hat es bisher für uns nicht ausgereicht. Bei Leichtwind brauchen wir viel Geduld, bis unsere schwere ITHAKA mal so richtig in Schwung kommt.
Dennoch – kaum hat man die ionischen Inseln erreicht, ist der Horizont voll mit Segelbooten, auch bei Charterern ein sehr beliebtes Gebiet, besonders um diese Jahreszeit, wo auch die vielen Feiertage dem Arbeitnehmer den Urlaub verlängern.
Inseln und Ankerplätze liegen hier nah beeinander, so kann man auch den ein oder anderen kurzen Schlag unter Motor verkraften.
Von Vathi (Itháki) fahren wir über die Bucht von Sivota (Lefkas) in die Nordbuchten der Insel Meganisi, wo wir im südlichen Teil der Kapali-Bucht drei Tage gemütlich vor Anker liegen. Außer uns schwojen in dem schmalen Einschnitt, an dessen Hängen gerade einige Bauaktivitäten im Gang sind, nur maximal 2-3 andere Boote.
So richtig nett ist es auch mal wieder in Kalamos – auch wenn man hier anderen Booten und Crews sehr nahe kommt, was nicht unbedingt immer erstrebenswert ist.
Wie schon vor Jahren steht George am Pier, winkt, schwenkt seine Mütze zur Begrüßung und dirigiert den Anleger. „Welcome to Kalamos, my name is George, and right over there you find my taverna ….“.
Wir lassen uns nicht lumpen und nach einen Anleger-Getränk bestellen wir dort Kalamari und Tzatziki. Inzwischen füllt sich der kleine Hafen und beschert uns leider unangenehme britische Charternachbarn. Sie realisieren nicht, dass ihr Abwassertank offenbar voll ist, und pumpen mehrfach die Gülle aus dem seitlichen Überlauf in unsere Richtung. Es stinkt bestialisch. Wir machen ein Crew-Mitglied darauf aufmerksam, der erhält Weisung von seinem Skipper zu checken, dass alle Ventile geschlossen sind – was in diesem Fall rein gar nichts nützt und so ergiesst sich ein weiterer Strahl braune Brühe über die Aussenwand der nagelneuen Benetteau. Als die Truppe endlich zurückkehrt vom Nachmittagsbier, löst der Skipper das Problem elegant, indem er die Fäkalien einfach mal eben ins Hafenbecken ablässt, der beißende Geruch steigt bis zu uns ins Cockpit, wo Sibylle beim Lesen sitzt. Leider trifft man immer wieder auf Menschen, denen man besser kein Boot überlassen sollte.
Eine Neuentdeckung ist für uns der Kieselstrand um die Ecke, mit der kleinen Taverna Voskopoula.
Mittags packen wir die Badesachen inklusive Sonnenschirm und wandern über den Berg zum Strand. Der Strand ist mit Kies künstlich angeschüttet aber trotzdem ein schönes Fleckchen. Der Sonnenschirm war eine gute Idee, denn Schatten gibt es hier nicht. Wir baden in der Welle und Burki holt uns ein Bier aus der nahen Taverne, bei der Gelegenheit werden auch gleich gegrillte Sardinen vorbestellt. Echtes Urlaubsfeeling! Viel zu reichlich ist das Essen in der Taverne, aber die Zucchinibällchen sind einfach köstlich, auch richtig kräftig scharf das Tzatziki. Gesättigt gehen wir nochmal baden, auf dem Rückweg noch ein Stopp im Dorfcafé oben an der Platia.
Als wir in den Hafen zurückkehren, finden wir ITHAKA vom Wind mit dem Heck an die Mole gedrückt. George hat wohl schon einen weiteren Kugelfender ausgebracht, aber wir müssen dringend eine Spring legen. Ein Franzose hift uns, er hat auch zuvor die Gangway gesichert.
Nach der Sicherungsaktion ist ein kühles Bier fällig. Dummerweise fällt Burkhard dabei der Kühlschrankdeckel auf den Finger – eine häßliche blutige Quetschung. Wir kühlen und desinfizieren, danach Pflaster und Verband, mal sehen ob der Nagel dran bleibt….
Leider gibt es auch traurige Nachrichten aus der Heimat, die uns in diesen Tagen sehr beschäftigen. Unsere Gedanken sind bei Heri, Bri, Ben & Phil, die tagelang am Sterbebett des Vaters und Großvaters verbracht haben. Aber auch bei einer treuen Freundin unserer Familie, Christel Kohl, die über Nacht und völlig unerwartet ihre Tochter verloren hat.