Landgang

Diesmal geht nicht nur die Crew, sondern auch mal wieder unser Boot an Land. Kurzentschlossen, aber durchaus geplant, haben wir einen Krantermin in der Cleopatra Marina bei Preveza vereinbart.

Das Unterwasserschiff mit Meissel und Schwamm von Algen und Muscheln in einer Bucht zu säubern, ist uns einfach zu mühsam, zumal Burkhard mit Tauscherbrille und Schnorchel ja eher auf Kriegsfuß steht … Und ein neuer Antifouling-Anstrich wäre in diesem Jahr ohnehin noch fällig geworden. Wir entscheiden uns für „lieber früher als später“, da wir mit dem Bewuchs auch deutlich an Geschwindigkeit eingebüßt haben. Das mag auch an der Propellereinstellung liegen, die wir ebenfalls nochmal prüfen und möglicherweise ändern wollen.

Außerdem gibt es wie immer ein paar „Kleinigkeiten“ zu reparieren, es scheint auch, dass Burkhard unserem AIS- bzw. Funkproblem näher gekommen ist: der Stecker, der die Funk-Anlage mit der Antenne im Masttop verbindet, ist völlig korrodiert und muss ersetzt werden. Das würde erklären, warum uns die Reichweite beim UKW-Funk fehlt und die AIS-Masten unser Positionssignal nicht empfangen.

Übrigens: Wir befinden uns an geschichtsträchtiger Stätte: das Trockendock der Cleopatra Marina liegt am Eingang zum ambrakischen Golf, in unmittelbarer Nähe der altgriechischen Hafenstadt Aktion, lateinisch Actium, wo seinerzeit die berühmte Seeschlacht stattgefunden hat, „die im Jahre 31 v. Chr. das Ende der römischen Republik besiegelte. Octavian, der spätere Kaiser Augustus, besiegte mit Hilfe von Marcus Agrippa in dieser Seeschlacht seinen Gegenspieler Marcus Antonius und die ägyptische Königin Kleopatra VII und sicherte sich damit die Alleinherrschaft im Römischen Reich“. (Seite „Schlacht bei Actium“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. März 2018, 12:05 UTC).

Von Lencer – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1772457

Die Fahrt in den Krankanal ist diesmal völlig unspektakulär, auch kann man vorwärts einfahren, so wie es ja eigentlich sein sollte. Das Personal ist freundlich und aufmerksam, unser Kranführer ist heute ein Deutscher, wie alle Mitarbeiter sehr professionell. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Alles geht sehr zügig, schon bald hängt unsere ITHAKA mal wieder „in den Seilen“ und wird mit kräftigem Hydroblaster erstmal gründlich abgespritzt. Dannach ist das ganze Grünzeug weg, nur ein bisschen Muschelpickel bleiben für uns zum Abschleifen, sehr gut. Das Antifouling vom Vorjahr sieht noch gut aus, nur an wenigen Stellen kommt der Primer durch.

Nun werden wir auf den großen Platz gekarrt – den kennen wir schon, hier waren wir mal in 2012 mit einem Yachtbroker zur Besichtigung einer Oceanis CC, am Ende eines Segeltörns im Revier. Damals hat uns die Masse an traurig aufgebockten Booten total erschreckt, inzwischen ist uns der Anblick wohlvertraut und wir wissen, dass es sich nicht um einen Schiffsfriedhof handelt 😉 sondern die Boote hier regelmäßig im Trockendock auf die Rückkehr der Eigner und ihren Einsatz warten. Circa 1.000 Boote passen auf den Platz und alles geht super geordnet zu: die Schiffe stehen in Fischgrät-Anordnung parallel nebeneinander – mühelos lenkt der Fahrer den Karren mit unserer „Ithaka“ rückwärts in eine freie Lücke. Dann kommen auch schon die Helferlis, die den Stahl-Cradle montieren und das Boot mit zusätzlichen seitlichen Stützen fixieren. Jetzt noch die Leiter und nach insgesamt zwei Stunden sitzen wir oben beim Frühstück. Das war flott!

Anschließend melden wir uns im Drydock Office an und inspizieren den Chandler – alle Achtung, hier gibt es echt ein großartiges Sortiment, da werden wir uns mit einigen Ersatzteilen eindecken. Vordringlich geht es aber jetzt um den UKW-Antennenstecker, der hoffentlich unser AIS Problem lösen kann. Der Stecker ist nicht vorrätig, kann aber vielleicht bestellt werden, wir sind gespannt. Inzwischen ist es Mittag und wir bleiben zwei Stunden im Schatten des Marinerestaurants, bevor wir uns an die Arbeit machen.

Als erstes die Katastrophenmeldung – Burkhard öffnet den Bilgeauslass unten am Kiel und knapp fünf Liter Diesel sprudeln heraus. Herrje, wie kann das sein, hoffentlich ist nicht der Tank undicht, das wird kein Spass. Wir wenden uns sofort an das technische Support Office, sie koordinieren Handwerker und Mechaniker. In den nächsten zwei Tagen wird jemand kommen, wir sollen inzwischen die Dieselleitungen überprüfen.

Einigermassen frustriert machen wir uns zunächst mal an die Schleifarbeiten am Unterwasserschiff. Gott sei Dank kommen wir gut voran und mit einiger Anstrengung sind wir bei Sonnenuntergang fertig. Immerhin ein kleines Erfolgserlebnis.

Den nächsten Vormittag verbringen wir damit, sämtliche Bodenbretter im Salon zu entfernen, auch Teppich und Tisch müssen natürlich aus dem Weg. Dann versuchen wir, der Ursache des Diesellecks auf den Grund zu kommen. Unter den Dieseltank kann man nicht schauen, da müßte erst der Wassertank ausgebaut werden, der davor liegt. Die Leitungen und Anschlüsse auf dem Tank scheinen dicht zu sein, allerdings ist der seitliche Dämmschwamm an einer Stelle wie von Diesel getränkt. Schließlich erinnern wir uns, dass wir im Dezember ein Problem mit der Webasto-Dieselheizung hatten. Die Mechaniker hatten damals gesagt, die Dieselzufuhr an der Pumpe sei unterbrochen gewesen, womöglich ist damals der Diesel in die Bilge geflossen, bevor die Webasto einen Fehler angezeigt hat? Das ist plausibel, nicht nur weil wir uns sehr wünschen, dass der Tank in Ordnung ist. Also machen wir uns an das Ausspülen der Bilge und verschließen den Auslass. In den nächsten Tagen müssen wir kontrollieren, ob noch Diesel nachfliesst.

Am Nachmittag die Feinarbeiten, Propeller abschleifen, Ruderblatt nacharbeiten und nochmal Chandlery. Wieder finden wir einige nützliche Sachen, man kann sogar auf den Boots-Account anschreiben und muss nicht sofort bezahlen – da darf es doch gleich ein bisschen mehr sein 😉 Der Stecker ist tatsächlich da – leider haben wir nicht erklärt, dass wir das Ding zweimal benötigen, wir hatten nur die eine Hälfte als Muster dabei. Also hoffentlich dannn morgen ….

Für den nächsten Tag bestellen wir eine Arbeits-Plattform, damit wir oben unterhalb der Wasserlinie besser abkleben und streichen können.

Die Plattform wird früh angeliefert und Sibylle startet damit, die Wasserlinie zu reinigen und abzukleben.

Burkhard checkt oben zusammen mit dem Mechaniker erst den Motor, dann das Dieselproblem. Der Motor ist i.o., der Turbo auch – puhhh …. Der regelmäßige Ölverlust kann mehrere Ursachen haben, klarer Ratschlag ist hier jedoch, höhere Drehzahlen zu fahren und auch ab und zu mal ein paar Minuten richtig aufzudrehen, damit das Öl besser verbrennen kann. Burkhard versucht hierzu auch nochmals telefonisch Auskunft von Volvo zu bekommen, jedoch vergeblich. Aus anderen Reiseberichten wissen wir bereits, dass Volvo zwar Weltklasse Motoren produziert, es im Kundenbetreuungsbereich aber noch jede Menge Verbesserungspotential gibt.

Wie von uns vermutet, auch der Mechaniker ist sich sicher, dass der Dieseltank nicht irgendwo ein verstecktes Leck hat. Nach unserer Durchspülaktion gestern ist auch kein Diesel mehr in der Bilge. Es stellt sich heraus, dass bei der ungeordneten Suche nach der Ursache für den plötzlich fehlenden Vorschub in Symi im vergangenen Frühjahr, die Handwerker offensichtlich an der Tanköffnung einiges kaputt gemacht haben, so zum Beispiel den Geber für die Dieselfüllstandsanzeige wie auch vermutlich die Zuleitung für die Dieselheizung. Außerdem ist die Dichtung an der Tanköffnung völlig marode – also eine Reihe von Ursachen, warum hier Diesel ausgeflossen ist. Wir bekommen einen neuen Geber und eine neue Dichtung. Inzwischen ist es Mittag geworden, wir haben uns ein kühles Getränk verdient. Anschließend geht es in die Ganzkörperanzüge, und es beginnt das fröhliche Anstreichen. Wir haben noch zwei Dosen Antifouling, je eine muss für eine Schiffsseite ausreichen – denn die graue Farbe gibt es hier nicht zu kaufen. Sollten wir nicht auskommen, müßten wir mit blau oder schwarz ergänzen. Auch wenn unter Wasser und nicht sichtbar, möchten wir doch vermeiden, dass unsere „Ithaka“ als bunte Kuh durch die Weltmeere fahren muss 🙂

Mit der Lammfellrolle läßt sich die giftige Farbe gut auftragen, und als wir mit der Backbordseite fertig sind, ist tatsächlich noch ein Rest Farbe im Eimer – sehr gut. 

Den Rest werden wir brauchen für Stellen, die einen zweiten Anstrich benötigen, sowie die Flecken, die im Moment von den Stahlstützen verborgen sind und auch das Ruderblatt der Windsteuerung bekommt noch Antifouling-Anstrich, doch heute kommt erstmal eine Grundierung drauf. Die Steuerbordseite liegt in der Sonne, da werden wir morgen streichen. Wir sind mächtig stolz auf unser Tagewerk, schließlich haben wir zum ersten Mal mit eigener Hand das Unterwasserschiff gepflegt.

Abends gehen wir ein paar Schritte raus aus der Marina zur Taverna Panos – Lamm- und Schwertfischsouvlaki vom Feinsten! Jammas!

Am Folgetag wird Antifouling an Steuerbord gemalt. Der nette Mensch im Marina-Shop konnte die zweite Hälfte vom Antennenstecker besorgen – juhu. Wir decken uns mit weiteren nützlichen Sachen ein, wie Ersatzventilen für Bordsdurchlässe und tauschen Gas.

Jetzt wird der Propeller justiert. Burkhard hat ja bereits im vergangenen Jahr nach dem Vorfall auf Symi die Nullstellung neu festgelegt und den Sicherungsring montiert. Nun wird der Anstellwinkel etwas flacher eingestellt (1 Strich weiter links), und wir hoffen, dass wir so wieder schneller vorwärts kommen.

Am Sonntag kontrollieren wir nochmals sämtliche Bordsdurchlässe. Spätestens bis zur  Atlantiküberfahrt werden wir an jedem Ventil Holznotstopfen befestigen, so wie von der ARC vorgeschrieben. Insgesamt 20 Bordsdurchlässe haben wir, die unterhalb der Wasserlinie liegen – das finden wir eigentlich ein bisschen viel ….

Außerdem ist heute noch die große Wäsche dran. Die Marina hat drei sehr gute Waschmaschinen und bietet auch Wäscheleinen zum Trocknen – hervorragend.

Am Montag früh gehen wir zum Drydock-Office und bezahlen die große Rechnung… Anschließend warten wir auf den Kran. Eine genaue Uhrzeit für das Einwassern bekommen wir nicht, denn wir haben uns sehr kurzfristig gemeldet und man wird uns irgendwie in den Zeitplan dazwischenquetschen. Die Zeit vergeht und nichts tut sich. Gegen 14:00 Uhr hört Burkhard beim Kranführer nach – wir sollen als letztes Boot für heute ins Wasser gehen, gegen 15:30 Uhr. Um kurz vor drei Uhr taucht dann plötzlich der Anhänger auf, der uns zum Kran bringen wird. Alles ist vorbereitet aber hektisch wird es trotzdem. Sibylle will nochmal schnell zum Chandler und wir müssen ja auch noch die restlichen Stellen abschleifen und mit Antifouling bestreichen, sobald wir am Kran hängen. 

Fünf Tage an Land – und schon geht es wieder ins Wasser. Wir finden, das ist eine gute Leistung. Nach dem Einkranen fahren wir rüber zum Stadtkai in Preveza. Nach dem Anleger gehen wir „bunkern“ und kochen Risotto. 

Wie wir auf der Fahrt nach Paxoi am übernächsten Tag feststellen, hat sich die Neueinstellung des Propellers sehr gelohnt: der Motor dreht ruhiger bei höherer Drehzahl, und der Propeller bringt richtig Vorschub. Ölverlust gibt es kaum noch.

Der neue Antennenstecker hat unser Problem mit der Funkreichweite leider nicht gelöst, wir müssen bei nächster Gelegenheit wohl das Kabel im Mast und die Antenne im Masttop ersetzen. 

Außerdem verläßt uns beim Ankern in Lakka die Fernbedienung vorn. Nun denn, es gibt immer was zu tun. Morgen früh machen wir uns auf Richtung Italien ….

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