Der Hochsommer verabschiedet sich mit Donnerschlag

Am 24. August ist es endlich so weit, der Mast wird wieder aufgestellt (siehe hier ein kurzes Video). Es wird jedoch noch weitere Tage dauern, bis alles wieder an seinem Platz und getestet ist. Und obwohl es uns nach mehr als drei Wochen nun endlich zur Weiterfahrt drängt, verbleiben wir freiwillig nach Abschluss der Rigg-Arbeiten noch zwei weitere Nächte in der STP-Marina in Palma, denn am Samstag 29. August sind für die Region heftige Gewitter angesagt. Eine weise Entscheidung. Stundenlang schüttet es auch in Palma aus Kübeln (klicke hier für Link zum Video), doch die gefürchteten Blitze können unserem Schiff hier in der Werft, umringt von jeder Menge sehr hoher Masten, nichts anhaben.

​Nach Donnerschlag und Regen ist es merklich abgekühlt, das bleibt auch so. Der Hochsommer mit seiner brütenden Hitze ist definitiv vorbei, Schade nur, dass wir in dieser Zeit im Hafen liegen mussten.

​Nach einer angenehmen Nacht – die erste seit langem ohne laufende Klimaanlage – machen wir uns sonntags auf in Richtung Cabrera. Es ist uns tatsächlich gelungen, auf der Insel eine der begehrten Bojen zu buchen, ankern darf man dort im Nationalpark nicht. Wir sind gespannt, das südlich vor Mallorca gelegene Inselarchipel mit ihrer Hauptinsel Cabrera gilt als Geheimtipp und versteckte Perle des Mittelmeeres. In der Tat ist es sehr schön dort draußen, circa 10 Meilen vor der Küste Mallorcas, vor allem die Ruhe macht den Reiz aus – kein heulender Jetski, lästige Motorbootflitzer oder sonstige Geräuschkulisse, die man in Badebuchten regelmäßig antrifft. Und auch kaum Internetverbindung. Die Location ist sicher ein Highlight innerhalb der Balearen, doch kennen wir in Griechenland und der Türkei durchaus einige schöne Plätze, die neben dieser Perle hier locker bestehen können.

Die gut geschützte Bucht bietet Platz für 50 Boote unterschiedlicher Größe, aber nicht einmal die Hälfte der Bojen ist aktuell belegt. Leider ist das Wetter bei Ankunft trübe, doch am nächsten Vormittag strahlt die Sonne wieder, und bis 17:00 Uhr dürfen wir an unserer Boje verbleiben, wenn wir wollen. Das nutzen wir aus und Sibylle paddelt mit dem SUP einmal um die Bucht. Vor der Abfahrt müssen wir dann erstmal unseren Festmacher befreien, der sich mit der Boje total vertörnt hat – unsere Leine war zwischen zwei Metallteilen in der Boje verklemmt, sehr unschön, das hätte auf Dauer die Leine zerrieben.

Die nächste Nacht verbringen wir quasi an der Küste gegenüber in Mallorcas Süden, vor Anker am Strand von Es Trenc, um am Folgetag sehr früh unter Motor die Ostküste gen Norden zu fahren. Wir wollen bis Cala Rajada bzw. Cala Aguila oder Moltó. Von dort ist der kürzeste Pass nach Menorca, und morgen gibt es womöglich auch Wind um zu segeln, die kommenden Tage sehen da eher schlecht aus.

Schon früh beim ablegen sehen wir am Horizont am Cap de Ses Salines eine ganze Zahl von verschiedenen Booten, als wir näherkommen werden es immer mehr. Es sind Fischerboote, kleine Motorboote, Schlauchboote und auch ein Segler steht dazwischen. Von allen Booten wird geangelt. Gott sei Dank ist nicht viel Bewegung in dem Feld – denn wir müssen irgendwie da durch, und wir haben natürlich auch die Schleppangel nach hinten draußen. Als wir glücklich auf Abstand sind, sehen wir am nächsten Kap schon gleich wieder eine solche Ansammlung, und so geht es über viele Meilen, bis weit nach Mittag. Sehr merkwürdig, wir können nicht erkennen, was man angelt und auch im Internet findet sich zu diesem Event nichts. Es sind in jedem Fall kleinere Fische im Visier, denn die Angeln sind klein und manch einer angelt nur mit der Schnur in der Hand.

Gegen 15:00 erreichen wir Cala Aguila/Moltó. Vor und in der Einfahrt sind viele Fischerbojen, mit kleinen Bäumchen markiert anstelle von Fähnchen. Sie stehen auf einer soliden Holzkonstruktion und man kann sie kaum erkennen. Nicht schön. Wir entscheiden uns für die kleinere der beiden Buchten (Moltó) und geben ordentlich Gas, denn hinter uns fahren zwei weitere Boote mit demselben Ziel. Tatsächlich erreichen wir die Bucht als erste und ankern zwischen einem Segler und einem Katamaran, allerdings hält der Anker erst beim zweiten Versuch. Unsere beiden Konkurrenten drehen daraufhin ab. 

Kurz darauf bricht der Segler neben uns auf, so dass wir uns nochmal verholen können mit größerem Abstand zum Katamaran. Die Bucht ist schön, die hässlichen Hotelbauten der Nachbarbucht durch Felsen verdeckt. Das Wasser ist türkis und klar, allerdings schwimmt einiges an Müll umher. In jedem Fall werden wir Schwell bekommen, aber wir wollen am nächsten Morgen ja früh nach Menorca rüber.

Daraus wird zunächst nichts, denn im Morgengrauen zieht ein Gewitter auf. Wir schalten den Wecker ab und drehen uns nochmal um, bei Gewitter können und wollen wir nicht starten. Nachdem Donner und Blitz sich gelegt haben, bleibt der Regen.

Wir wollen nun trotzdem los, denn wenn wir heute die Chance nicht nutzen, können wir in den nächsten Tagen nur wieder den Motor bemühen. Außerdem ist der Schwell inzwischen so stark, dass es keinen Spaß mehr macht, in dieser Bucht zu bleiben.

In vollem Ölzeug starten wir kurz nach 09:00 Uhr. Draußen kämpfen wir uns durch die Fischerbojen hindurch, nach ca. 30 Minuten setzen wir das Groß, aber der erwartete Wind stellt sich zunächst nicht ein, dafür wird es heller und der Regen hört auf. Nach 2 Stunden kommt der vorhergesagte NO Wind in ausreichender Stärke und wir können endlich mal wieder segeln, wenn auch sehr sportlich und hoch am Wind. Bereits kurze Zeit später müssen wir reffen. Das neue Rigg fühlt sich gut an, es steht deutlich ruhiger, erst jetzt wird uns klar wie ausgeleiert auch das alte Achterstag schon gewesen ist. Am Nachmittag lassen wir den Autopiloten verschnaufen und übernehmen selbst das Steuer. So können wir besser Höhe machen, indem wir in starken nördlichen Böen viel vorhalten, und auf diese Weise kommen wir unter Segel bis wenige Meilen zum Ziel (die Route auf Navionics – hier klicken).

Mit gemischten Gefühlen laufen wir am Spätnachmittag in die Bucht Teulera bei Mahon, wo uns vor zwei Jahren ein schwedischer Segler in einer Gewitternacht ziemliche Schrammen zugefügt hat. Doch erwartet uns hier bereits die „Almerimar-Fraktion“, die GLEC und die ARTE, die uns mit großem Jubel willkommen heißen. Außerdem ist auch die „Momentum“ hier, und auch Babs und René legen zur Begrüßung einen Dinghi-Stopp bei uns ein.

Bei Tagesanbruch verabschiedet sich die ARTE Richtung Sardinien, wir machen uns auf mit dem Dinghi die zwei Meilen in die Stadt nach Mahon, gemeinsam mit der GLEC wollen wir das Mahou-Brauhaus besuchen. Unser Dinghi ist immer noch undicht, eine Stelle hinten hat Sibylle erfolgreich geflickt, aber jetzt kommt rundherum an den Nähten richtig viel Wasser rein, das wir mit einem Joghurtbecher immer wieder rausscheppen müssen. Da muss wohl demnächst ein neues Dinghi her.

Zwei Tage später trennt sich die Almerimar-Runde dann endgültig und für länger – wir fahren zum Tanken und legen uns für eine Nacht an den Kai in Mahon, auch um die Batterien vor der Überfahrt nach Sardinien nochmal vernünftig aufzuladen. Bei wenig Wind und viel Bewölkung in den letzten Tagen ist das leider mal wieder nötig.  Die „Merlin“ und die GLEC werden weiter auf den Balearen bummeln, um für den Winter nach Almerimar zurückzukehren.

Der Tag wird feuchtfröhlich, auch die „Merlin“ gesellt sich dazu, und der geplante Einkauf bei `Mercadona` wird auf spätabends verschoben, nachdem wir auf dem Weg dorthin in einer weiteren Bar hängenbleiben. Lange waren wir nicht mehr so ausgelassen und entspannt – in Palma haben wir es meist vermieden auszugehen, da sich die Stadt sehr schnell nach der Öffnung zu einem neuen Corona-Hotspot entwickelt hatte. Doch hier auf Menorca ist alles noch im grünen Bereich, vor allem gibt es auch deutlich weniger Menschen hier. 

One thought on “Der Hochsommer verabschiedet sich mit Donnerschlag

  1. Horst

    ein sehr schöner Bericht. Prima… sehr interessant… und weiterhin immer eine Handbreit Bier in der Bilge, liebe Grüße Horst sHO

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