Daily Archives: 12. Juni 2018

Griechenland läßt uns nicht los

Vor vier Tagen sind wir wie geplant um 04:00 Uhr in der Früh aufgestanden, um den langen Schlag rüber nach Italien anzugehen. Ein letzter Wetter-Check zeigt jedoch, dass sich die Lage gegenüber dem letzten Forecast deutlich verändert hat. Unstabil und stürmisch ist die Wetterlage vor allem direkt oberhalb in der Adria, wo gemäß Projektion von http://www.estofex.org/ nun Sturmwarnung Stufe 2 ausgewiesen wird und auch Tornados nicht ausgeschlossen sind. Gemäß https://www.windy.com und http://poseidon.hcmr.gr kommt auch von Süden ziemlich Wind, der uns – wie auch die entsprechende Welle – irgendwann erwischen wird. 

Auch für den Korridor, durch den unsere Route gehen sollte, gibt es nun mehr Wind und sehr ärgerlich: etwa nach der Hälfte der Strecke käme uns der Wind laut Vorhersage heftig entgegen, ebenso wie zwei Meter Welle. Für unser Ziel Calabrien zeigt https://www.meteoalarm.eu/ eine Schwerwetterwarnung bezüglich Wind (orange) und Gewitter. Nach reiflicher Abwägung legen wir uns wieder zum Schlafen hin.

Einen erneuten Versuch vorgestern haben wir nach 22 Meilen abgebrochen, weil wir uns beim Ausreffen des Großsegels die Genua kaputt gemacht haben.

Warum wir das Vorsegel nicht vor dem Ausreffen eingeholt haben so wie immer, wissen wir nicht. Pure Blödheit. Jetzt haben wir jedenfalls ein faustgroßes Loch am Achterliek, dort wo die Saling das Segel zerstoßen hat. Auf der gleichen Höhe hat auch das Tuch selbst eine Schramme abbekommen und ebenfalls ein kleines Loch. 

Wir besitzen zwar eine zweite Genua, doch ist uns der Wechsel auf offener See bei 1,5 m Welle nicht unbedingt verlockend. Da wir aufgrund des vorherrschenden Nordwestwindes sehr hoch am Wind fahren müssen, kämen wir mit dem Großsegel allein nicht ans Ziel. Und die verbleibenden 120 Meilen unter Motor zurückzulegen, ist ebenfalls keine Option. Also sind wir mit gutem Wind im Rücken und weit geöffnetem Großsegel bei 5-6 Knoten Fahrt in die wunderschöne Lakka-Bucht nach Paxoi zurückgesegelt.

Wir haben Mühe, in der vollen Bucht am späten Nachmittag noch einen Platz zu bekommen und brauchen mehrere Anläufe, bis wir einen passenden Platz finden. Eigentlich haben wir ein bisschen wenig Kette draußen, aber es ist nicht viel Wind angesagt. 

Dafür rollen wir ganz schön hin und her in der Welle, die in die Bucht steht. Und da gibt es ein Geräusch, was wir noch nicht kennen: unterhalb der Bodenbretter vor dem Niedergang quietscht es erbärmlich bei jedem Seitenwechsel. Burkhard öffnet die Luke im Bodenbrett über dem Wassertank – oh Schreck, der stählerne Wassertank bewegt sich beim Schaukeln circa 1 cm nach rechts und nach links – das kann doch alles jetzt nicht wahr sein! Maximal frustriert kocht Sibylle erstmal einen großen Topf Spaghetti Arrabiata (Gericht der Stimmung angepasst) – denn auch der dicke Fisch, der morgens kurz nach der Ausfahrt angebissen hatte, ist mal wieder mitsamt dem schönen Köder und der Hälfte der Angelschnur davongeschwommen, vermutlich auch dies ein Anwenderfehler. Keine gute Tagesbilanz.

Am nächsten Morgen wird das Segel getauscht – immerhin, das können wir mittlerweile ganz gut, beim Runterholen schön das Segel auf einer Schiffsseite in Falten legen und anschließend fest einrollen, damit es wieder in den Segelsack und anschließend in den Stauraum unter der Koje passt. Wir beschließen, wir müssen eher unsere kleinen Erfolge feiern, als wegen jedem Misserfolg den Kopf hängen zu lassen. Das fällt jedoch schwer, denn zufällig entdeckt Sibylle beim Auf- und Umräumen unter Deck gleich ein nächstes potentielles Problem.

Da wo die Ruderwelle in den Bootsrumpf geht, ist es leicht feucht und rostig … laut Ratschlag unseres Experten Gereon sollen wir das beobachten und beim nächsten Landgang die Dichtungen tauschen. Gottlob befindet sich die Stelle knapp oberhalb der Wasserlinie, zumindest bei ruhiger Lage.

Nach kurzer Badepause in der Mittagshitze widmen wir uns dann dem Wassertank. Also wieder mal den Tisch abschrauben, alle Bodenbretter raus – damit wir nicht aus der Übung kommen, denn das letzte Mal ist ja schließlich schon eine gute Woche her 😉. Es scheint, dass der Tank in der Halterung vor allem im hinteren Bereich Spielraum hat, im vorderen sitzt er ziemlich eng an den Bootswänden bzw. in den angeschweißten Stahlbändern. 

Auf der Suche nach geeignetem Material, was wir in die Zwischenräume treiben können, finden wir nur die Notstopfen – die sind zwar rund und eigentlich für die Verwendung bei Wassereinbruch im Schiff gedacht, aber es scheint, dass wir das Problem hiermit zunächst mal abstellen können. Rechts und links in den Spalt klopfen wir je zwei von den Holzpfropfen, das sieht erstmal ok aus. Merkwürdig erscheint jedoch außerdem, dass der Tank nach oben aufgewölbt scheint, hier müssen wir mal einen Fachmann befragen.

Während sich alle anderen Crews im und auf dem Wasser vergnügen, schwitzen wir unter Deck.

Von der wunderschönen Badebucht sehen wir an diesem Tag nicht viel …

Inzwischen sind wir nun auf Korfu. In der Marina Gouvia wollen wir ein paar Tage bleiben und zumindest unsere UKW-Antenne und die Kabel tauschen, damit wir endlich wieder vernünftig Funk empfangen und senden können. Das ist sicherheitsrelevant, denn haben wir einen Notfall, hört uns unter Umständen niemand, da unsere Reichweite im Moment gerade mal 3-4 Meilen beträgt. Außerdem soll es dort auch einen Segelmacher geben. Sibylle hat zwar das entsprechende Gerät an Bord, um ein Segel zu flicken, aber in diesem Fall würden wir doch gern lieber einen Profi ranlassen.

Von Korfu aus ist der Weg nach Italien deutlich kürzer, vor allem aber hat man von hier aus einen besseren Winkel zum vorherrschenden Wind, um die Strecke unter Segeln zurücklegen zu können. Wir werden sehen.